erarbeitete Textfassung

1. Rotkäppchen
D: atmet 4 mal in das Mikro

O: Guten Tag! Mein Name ist Rotkäppchen.
Ich bin 1999 geboren, kurz vor der Jahrtausendwende.
Ich kam auf natürliche Weise zur Welt. Mein Lebensschrei lies auf sich warten.

D: Guten Tag! Ich heiße ist Rotkäppchen.
Meine Mutter blickte aus dem Fenster des Urbankrankenhauses und sah auf Bingöl. Sie sah die tausend Seen. Sie sah das Paradies.

A: Guten Tag, mein Name ist Rotkäppchen. Seit meiner Kindheit ist es mein großer Wunsch Krankenschwester zu werden. Ich liebe die weißen Blusen der Ärzte. Ich liebe es Menschen zu helfen. Ich mag Großmutter. Meine Großmutter schenke mir eine rote Kappe aus Samt.

O: Guten Tag! Mein Name ist Rotkäppchen.
Ich gehe auf das Maria-Lisa-Süders-Gymnasium.

D: Oh, ein Klavier.
Ich spiele für euch jetzt Beethoven, Beethoven ist Klassik. Beethoven ist Europa. Beethoven wurde in Bonn geboren. Bonn ist Klassik und Beethoven ist Klassik. Und über Klassik kann man reden! (D. und O. spielen: Freude schöner Götterfunken auf dem Klavier)

2. Der Wald
D: atmet 4 Mal in das Mikro

O: Morgens denke ich (Pause). Ich schlage die Augen auf. Ich stehe auf. Mutter sagt, ich soll noch nach der Schule zu Großmutter gehen. Sie gibt mir Kuchen und Wein mit. Ich soll nicht vom Kuchen essen und nicht vom Wein trinken. Großmutter ist krank.
Warum geht sich nicht mal selber hin? Seit langem habe sie sich nichts mehr zu sagen.

A: Ich gehe zum Maria-Lisa-Süders-Gymnasium.
Mutter sagt: Komm nicht wieder vom Weg ab.
Der Morgen ist schwarz-rot-gold.

D: Auf der Kurfürstenstraße treffe ich einen Wolf.
Er fragt mich: Wohin des Weges?

A: Zum Maria-Lisa-Süders-Gymnasium.
Und danach zu meiner Großmutter. Was raschelt hier den so?

D: Willst du deiner Großmutter nicht noch ein paar schöne Blumen pflücken?

A: Ich pflücke einen großen Strauss rote Rosen.

O: Ich stehe vor dem Maria-Lisa-Süders-Gymnasium.
Aber ich gehe nicht hinein. Ich stehe vor meiner Schule und gehe nicht hinein. Ich weiß nicht warum. Ich rauche hundert Zigaretten. Ich gehe nicht hinein. Vor dem blinkenden LSD-Erotikshop fällt ein dicker Mann in Highheels hin. Ich lache. Meine Blumen, beginnen zu verwelken. Ich gehe nicht hinein.

Vor dem blinkenden LSD-Erotikshop fällt ein dicker Mann in Highheels hin. Ich lache. Meine Blumen, beginnen zu verwelken. Ich gehe nicht hinein. Nach der letzten Stunde gehe ich weg. Ich muss zu Großmutter.

A: Ich schreibe an eine Häuserwand „Ich liebe Dich!
Doch meine ich: liebe mich!

D: U-Bahn-Kurstfürstenstrasse, eine Bahn fällt aus. Die Menschen drängen sich. Eine Bahn fällt aus. Die Menschen drängen sich.
Ich habe Klaustrophobie. Ich mag Fremdwörter.
Sie sind wie ich.

O: Über mir bremsen die BVG-Busfahrer wie bekloppt. Menschen purzeln wie Kegel durch die Gänge. Die bekloppten BVG-Busfahrer, denke ich. Alle sind unter Stress. Immer. Fahrkartenkontrollen werden wieder verstärkt. Die Ticketpreise zweimal im Jahr erhöht. Freie Fahrt für Alle!

A: Der deutsche Wald ist tief, so tief das ich nur chillen kann.
Ich soll nicht vom Weg abkommen – hat Mutter gesagt.
Ich denke an Großmutter. Sie jodelt gern für mich und ist halbblind. Großmutter gewinnt immer bei Wii – Bowling. Ich bin gern mit alten Menschen zusammen. Da bin ich – ich.

3. Bei Großmutter

A: Aber Großmutter, warum hast du so große Ohren?
D: Damit ich dich besser hören kann.
A: Aber Großmutter, warum hast du so große Augen?
D: Damit ich dich besser sehen kann.
A: Aber Großmutter warum hast du so ein großes Maul?
D: Damit ich dich besser fressen kann.

A: Ein Schlund reißt mich in die Tiefe. Ich falle.
D: Nicht Großmutter lag im Bett.
O: Ich falle. Zwischen Magensäften tausend Sterne.
A: Ich sehe Großmutter. Sie lächelt mir zu.
D: Eine Schere schneidet Licht ins Dunkel. Die Hand des Jägers kann ich nicht greifen.
O: Ich falle – durch tausend Sterne.
A: Ich muss durchhalten.
Ich sehe unzählige Sterne.
Ich lache mich an und weiß: ich bin sehr sehr klein.